Der Bozner Markt in Mittenwald
Mittenwalds wirtschaftliche Lage verbesserte sich in den Jahren ab 1487 bis 1679 enorm durch die Verlegung des Bozner Marktes in die bayrische Stadt. Mittenwald feiert diese Blütezeit alle fünf Jahre mit einem spektakulären und farbenprächtigen spätmittelalterlichen Markttreiben. Im August 2012 beging man das 525. Jubiläum des „Bozner Marktes“ in Mittenwald.
Die blühende mittelalterliche Handelsmetropole Venedig hatte Bozen als Hauptumschlagplatz für Handelswaren aus dem Orient und aus Italien gewählt. Ein Streit zwischen der Republik Venedig und dem Erzherzogtum Tirol war der Anlass, den Markt von Bozen nach Mittenwald, dem ersten deutschen Markt nördlich der Tiroler Grenze, zu verlegen, um wieder einen sicheren Handelsplatz zur Verfügung zu haben. Mittenwald profitierte damals von seiner günstigen Lage an der Isar und an der alten römischen Via Raetia, die nach Augsburg führt. Der Ort verfügte über ein bestens organisiertes Transportwesen zu Wasser und zu Land. Exotische Gewürze und Früchte, kostbare Stoffe aus Samt und Seide, Silber – und Goldschmiedearbeiten, Gebrauchsgegenstände und Waffen fanden hier einen neuen Umschlagplatz. Mittenwald wurde reich, und der Markt brachte über 200 Jahre wirtschaftlichen und kulturellen Wohlstand in die Region. Auch heute kann man noch die hohen Toreinfahrten und Gewölbe in den Handelshäusern mit den bemalten Fassaden aus diesem goldenen Zeitalter sehen.
In Mittenwald wurde der Jubiläumsmarkt mit dem Theaterstück „1487 – Wie die Venezianer nach Mittenwald kamen“ eröffnet. Die mitwirkenden Händler, Kaufleute, Gaukler, Soldaten und viele andere sind Laienschauspieler aus dem Ort. Als besonderes Highlight wurde am Ende des Stückes ein Bergfeuer am Karwendel entzündet.
Mehr als eine Woche lang gab es ein buntes Markttreiben im Ortskern von Mittenwald. Musik, Gesang, Theatervorführungen, Gaukler, Feuerschlucker und Landsknechte waren in historischen Kostümen zu erleben. Ein Silberschmied, Korbflechter, Filzmacher, Geigenmacher, Drechsler und viele andere hatten ihren Stand auf dem Bozner Markt in Mittenwald. Mittelalterliches Handwerk und Handel boten interessante Einblicke in die längst vergangene Zeit des 15. Jahrhunderts. Für das leibliche Wohl sorgten viele gemütliche Schenken. Im „Alpinus Tavernus , der Pilgerschenke oder der Landknechtsschenke und vielen anderen waren auch die angebotenen Speisen und Getränke mittelalterlich authentisch.
© Caroline von Oldenburg
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