Erntedankfest
Das Einbringen der Garten- und Feldfrüchte ist in vielen Kulturen ein Grund für ein großes Fest. Die heutigen Kirchen feiern den Erntedankgottesdienst an den Sonntagen Ende September bis Anfang Oktober. In der katholischen Kirche ist seit 1972 der erste Sonntag des Oktobers als Festtermin bestimmt worden. In den evangelischen Gemeinden wird der Erntedank um den Michaelstag, den 29. September, herum in der Kirche gefeiert. Die Früchte aus den Gärten und von den Feldern wie Obst, Gemüse, Getreide und Blumen werden in den Kirchen aufgestellt, und es wird ein Dankgottesdienst abgehalten. Ein wichtiges Symbol ist die Erntekrone. Ein Kranz aus geflochtenem Getreide oder Blumen und Früchten steht für die Ewigkeit. Auch das Binden einer Erntepuppe aus den letzten Getreidegarben, die vom Feld geholt werden, ist in manchen Gegenden noch Tradition. Gleichzeitig wird Solidarität mit den Menschen gezeigt, die nicht so aus dem Vollen schöpfen können. Auch in heidnischer Vorzeit wurde den Göttern gedankt, wenn die Ernte reich ausgefallen war und damit ein Überleben in der harten Winterszeit gesichert war. Im alten Griechenland opferten die Menschen aus Dankbarkeit für eine gute Ernte der Göttin Demeter. Sie ist im griechischen Götterhimmel die Göttin der Fruchtbarkeit und des Getreides.
Der in den Bergregionen übliche Almabtrieb gehört ebenfalls zum Volksbrauchtum des Erntedankes. Wenn kein Tier während der Weidezeit auf den Almen krank geworden war, werden die Tiere am Tag des Almabtriebs mit Blumenkränzen geschmückt ins Tal hinabgeführt. Für die Menschen ist dieser Feiertag des Almabtriebes gleichzeitig ein Dankesfest.
Der noch heute Ende September stattfindende Cannstatter Wasen ist als weltliches Herbstfest das größte Erntefest in Deutschland. Nach einer Missernte und dem darauf folgenden Hungerwinter von 1816 stiftete der württembergische König Wilhelm I. ein Landwirtschaftsfest, um für die besser ausgefallene Ernte des Folgejahres zu danken. Diese Tradition hat sich zu einem großen Volksfest ausgeweitet und wird bis heute gefeiert.
Das jüdische Laubhüttenfest ist ebenfalls ein fröhliches Erntedankfest. Es wird im Herbst am Ende der Weinlese begangen.
© Caroline von Oldenburg
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