Die Jahreszeiten des Phänologischen Kalenders
Das griechische Wort "phainein" bedeutet "sichtbar machen". Dementsprechend ist die Phänologie "Lehre von den Erscheinungen". Der Phänologische Kalender beschreibt sich jährlich wiederholende Ereignisse in der Natur. Durch die jedes Jahr unterschiedlich ausfallenden Wetterbedingungen werden im Phänologischen Kalender keine festen Daten genannt. Es geht um Zeitpunkte, an denen die ökologischen Ereignisse tatsächlich auftreten. So hat jedes Jahr und jede Region einen eigenen, ganz individuellen Phänologischen Kalender. Denn beispielsweise die Apfelblüte kann, je nach Witterungsbedingungen, bereits Anfang April oder erst im Mai sein. Besonders in der Landwirtschaft werden die Jahreszeiten des Phänologischen Kalenders von den Bauern beobachtet, um beurteilen zu können, welche Arbeiten auf dem Feld sinnvollerweise ausgeführt werden sollten.
Beobachtet wird in der Phänologie neben der Apfelblüte der Entwicklungsstand einer ganzen Reihe von Nutz-, Zier- und Wildpflanzen. Dazu gehören, neben anderen Zeigerpflanzen, die Zaubernuss, Forsythie, Haselnuss, Schlehen, Schneeglöckchen, Löwenzahn, Birken, Kastanien, aber auch Sommergetreide, Kirschen oder Weinreben.
Auch das erste Fliegen der Bienen, der erste Ruf des Kuckucks, das Auftauchen von Maikäfern und vieles mehr wird zur Einordnung der phänologischen Phasen genutzt.
Die phänologischen Jahreszeiten in Mitteleuropa
Der Vorfrühling
Als Vorfrühling wird das Einsetzen der Vegetationsperiode bezeichnet. Zeigerpflanzen für den Vorfrühling sind etwa die Blüte der Haselnuss, des Winterjasmins und des Schneeglöckchens. Bauern beginnen nach dem Abtrocknen der Böden im Vorfrühling mit der Aussaat des Sommergetreides.
Der Erstfrühling
Wenn die Forsythie zu blühen beginnt, spricht der phänologische Kalender vom Beginn des Erstfrühlings. Im Zeitraum des Erstfrühlings blühen auch die Schlehen, die Birke und die Johannis- und Stachelbeersträucher. Im Erstfrühling beginnen die Bauern mit dem Anbau von Kartoffeln und Futterrüben. Auf den Feldern gehen die Sommergetreidesorten auf.
Der Vollfrühling
Im Vollfrühling blühen beispielsweise der Flieder und die Apfelbäume. Das im Herbst gesäte Wintergetreide fängt an zu schossen. Unter Schossen versteht man bei Getreide, dass sich die Blütenstände bilden und sich damit die erwünschten Samenkörner, die später zu Mehl verarbeitet werden, entwickeln können.
Der Frühsommer
In unseren Breiten findet meist im Juni der Frühsommer statt. Die Zeigerpflanzen Schwarzer Holunder und Türkischer Mohn blühen. Auch bestimmte Gräser wie der Wiesen-Fuchsschwanz stehen in Blüte. Beim Sommergetreide bilden sich Ähren und Rispen aus.
Der Hochsommer
Die blauen Blüten der Wegwarte und der Duft der Lindenblüten läuten den Hochsommer ein. Die Johannisbeeren reifen im Garten. Nach und nach werden die einzelnen Sorten des Wintergetreides geerntet. Zunächst ist die Wintergerste ausgereift, dann folgen der Winterroggen und der Hafer.
Der Spätsommer
Die Früchte der Eberesche färben sich nun rot. Frühzwetschgen und Frühäpfel sind im Spätsommer reif für die Ernte. In der Landwirtschaft wird die zweite Heuernte eingebracht.
Der Frühherbst
Reife Haselnüsse und die ausgereiften schwarzen Beeren des Schwarzen Holunders zeigen den Beginn des Frühherbstes an. Birnen und Zwetschgen können geerntet werden. Die Herbstzeitlose beginnt zu blühen.
Der Vollherbst
Im Vollherbst färbt sich das Laub an den Bäumen bunt und beginnt zu fallen. Quitten und späte Apfelsorten sind nun reif. Ebenfalls reif sind Wildfrüchte wie Kastanien, Eicheln und Bucheckern. Das Wintergetreide wird im Vollherbst ausgesät.
Der Spätherbst
Zuletzt verlieren die Wildbäume wie die Kastanien ihr Laub. Das Wintergetreide geht auf den Feldern auf. Die Temperaturen sinken. Im Spätherbst wird die landwirtschaftliche Arbeit auf den Feldern beendet.
Der Winter
Der phänologische Winter beginnt bei uns ab Ende November und endet im Februar. Das wenige Zentimeter hohe Wintergetreide benötigt nun Frost, um im Vollfrühling wieder schossen zu können. In der Natur herrscht weitgehend Vegetationsruhe.
© Caroline von Oldenburg
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